Eröffnung des 22. Sächsischen Archivtages

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Grit Richter-Laugwitz bei der Eröffnung des 22. Sächsischen Archivtages, Foto: Stephan Luther

Mit einer kleinen Verspätung wurde der 22. Sächsische Archivtag im Festsaal der Gedenkstätte Bautzener Straße in Dresden eröffnet. Fast 150 Archivarinnen und Archivare sowie Gäste aus Politik und Gesellschaft haben den Weg nach Dresden gefunden. Die Vorsitzende des Landesverbandes Grit Richter-Laugwitz begrüßte die Teilnehmer und Gäste zum ersten Mal bei einem Landesarchivtag in der Landeshauptstadt in Dresden und dankte allen an der Vorbereitung und dann an der Durchführung Beteiligten. Der Archivtag soll der Auftakt sein, den Weg der archivischen Facharbeit mutig weiter zu beschreiten.

Als nächster Grußredner sprach der Innenminister Ulbig, der sich eine Teilnahme an der Eröffnung trotz laufender Beratungen des Innenausschusses im Sächsischen Landtag nicht nehmen ließ. Er sagte: „Archive sind der Rückspiegel der Demokratie.“ Archive sind in einer Zeit des Umbruchs, der alternativen Fakten „systemrelevant“. Archive müssen personell und materiell gut ausgestattet sein um die neuen Aufgaben erfüllen zu können. Das Sächsische Staatsarchiv ist mittlerweile räumlich gut ausgestattet. In den Kommunen ist das nicht immer so. Das Staatsarchiv und das Innenministerium als Aufsichtsbehörde bietet beratende Unterstützung im Rahmen der eigenen Möglichkeiten an.

Plenum zur Eröffnung des Archivtages am 04.05.2017, Foto: Stephan Luther

Roland Jahn reflektierte auf den Ort der Tagung, der Symbolcharakter trägt. In diesem Saal saßen früher Stasioffiziere und nahmen die Befehle der SED entgegen. Es muss an die Geschichte erinnert werden. Mit der Besetzung der Stasizentralen vor fast dreißig Jahren mussten die Dokumente und Akten der Geheimpolizei gesichert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. „Es geht nicht nur um Akten sondern um menschliche Schicksale.“ Das geheime Wissen der Stasi darf nicht als Gift in der Gesellschaft weiter wirken. Die Aufarbeitung von Unrecht bedeutet staatliches Handeln transparent zu machen. Es ist damit auch eine Aufforderung für das heutige Handeln, es stehen die Informationsfreiheitsgesetze in enger Verbindung mit den Archivgesetzen.

Die Dresdener Bürgermeisterin Frau Klepsch betonte, dass in Dresden bereits drei mal ein Deutscher Archivtag stattfand, der erste davon 1903. Am Beipsiel des Dresdener Kulturpalastes, der vor wenigen Tagen neu eingeweiht wurde, machte sie die Bedeutung des städtischen Archivs deutlich, welches Bau- und Planungsnterlagen auch in der Phase einer etwas hitzigen Diskusion in der Stadt, wie der Palast wieder errichtet werden soll, zur Verfügung stellte.

Im Internet geistern derzeit sehr viele Vermutungen, Halbwahrheiten und alternative Fakten. Archive bieten dagegen verwertbare Dokumente und Fakten. Die Bereitstellung derselben ist eine wichtige Aufgabe der Archive. Dresden ist ja in letzter Zeit nicht immer postiv in den Medien besetzt. Das Stadtarchiv konnte mit den Quellen des Archivs belegen, dass Fremde schon immer eng mit der sächsischen Landeshauptstadt verbunden waren.

Die Direktorin des Sächsischen Staatsarchivs Dr. Andrea Wettmann verwies auf die Veränderung des „archivischen Rohstoffs“. Zunehmend gibt es Unterlagen aus elektronischen Akten und Fachverfahren. Aber auch die retrospektive Digitalisierung von analogen Dokumenten spielt eine große Rolle. Die Nutzung und die Erwartungshaltung künftiger Nutzer verlagert sich zunehmend ins Internet. Dieser Trend wird sich verstärken, je mehr digitale Informationen zur Verfügung stehen. Damit die ganze Digitalisierung und Übernahme elektronischer Unterlagen nicht ins Leere läuft, braucht es dringend einer technischen Infrastruktur, damit diese Unterlagen langfristig gespeichert und schnell an den Nutzer kommen können. Gegenwärtig besteht die Gefahr, dass die kleinen Archive gänzlich von diesen neuen Entwicklungen abgehängt werden. „Im Archivwesen werden wir eine digitale Zwei-Klassengesellschaft nur dann verhindern, wenn sich kleinere Einheiten zusammenschließen.“

Ralf Jacob ermutigte als Vorsitzender des Gesamtverbandes der Archivarinnen und Archivare die Kollegen sich selbstbewusst auf der Grundlage der gesicherten fachlichen Erkenntnis in den Fortgang der Entwicklung einzubringen. Alle Archive in einem Land müssen auf einem gleichen Niveau arbeiten und dies darf nicht von einzlenen Entscheidungsträgern abhängen.

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