Archive im Umbruch. Zur Situation in Sachsen.

Vortrag von Dr. Thekla Kluttig, Foto: BStU AUßenstelle Dresden

Unabdingbar für die Auslotung der Chancen, Möglichkeiten, aber auch der Hindernisse der aktuellen Umbruchphase ist eine repräsentative und objektive Analyse der Situation sächsischer Archive, im Großen wie im Kleinen und spartenübergreifend. So initiierte der Landesverband Sachsen des VdA eine flächendeckende Bestandsaufnahme, deren Ergebnisse Dr. Thekla Kluttig in ihrem heutigen Vortrag präsentierte. Einige Auszüge dieser Erhebung, die mittels eines Online-Umfrage-Tools durchgeführt wurde, sind bereits in Vorbereitung auf den Archivtag auf diesem Blog veröffentlicht worden und im Folgenden noch einmal nachzulesen:Weiterlesen

Podiumsdiskussion: Was sind (uns) Archive wert?

Zum Auftakt der fachlichen Diskussion des 22. Sächsischen Archivtags am 4. Mai 2017 nehmen auf dem Podium Platz:

  • Roland Jahn (Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen)
  • Dr. Andrea Wettmann (Leiterin des Sächsischen Staatsarchivs)
  • Christian Schramm (Präsident des Sächsischen Kultursenats, ehem. OB der Stadt Bautzen)
  • Hanka Kliese (SPD, Mitglied des Sächsischen Landtags)
  • Aline Fiedler (CDU, Mitglied des Sächsischen Landtags)

    Roland Jahn, Dr. Andrea Wettmann, Christian Schramm, Oliver Reinhardt, Hanka Kliese, Aline Fiedler (v.l.n.r.), Foto: BStU

Moderiert wird von Oliver Reinhard (Historiker, stellv. Feuilleton-Chef der Sächsischen Zeitung) unter der Leitfrage: „Was sind (uns) Archive wert?“

„Archive im Umbruch“ – mit dem Motto des Archivtags angesprochen ist u. a. die zunehmende Digitalisierung. Was hat sich geändert und was wird noch kommen? Doch zunächst steht das Aufräumen von Klischees auf der Agenda, hier das Podiumsgespräch in verdichteter Form:Weiterlesen

Rechtsgrundlagen und Normen, Glauert zur DIN 67700

2. Tagungstag, 05.05.2017, Foto: Stephan Luther

Am 05. Mai 2017 begann pünktlich der zweite Tag des Sächsischen Archivtages. Das Wetter ist ziemlich trüb und für die Tagungsteilnehmer ein Grund, den Vorträgen der ersten Sitzung zu lauschen.

Prof. Dr. Mario Glauert (Brandenburgisches Landeshauptarchiv) stellte in dem ersten Vortrag die neue  Norm DIN 67700Bau von Bibliotheken und Archiven – Anforderungen und Empfehlungen für die Planung vor, wobei er hervorhob, dass diese nur empfehlenden und keinen Gesetzescharakter besitzt. Normen sind  das Ergebnis fachlicher Diskussionen und Abstimmungen. Sie sind aktueller Stand der Technik und Forschung. Damit geben sie Legitimation, helfen zu überzeugen, erleichtern Kommunikation und Argumentation und unterstützen Planungsprozesse. Weiterlesen

Archivgesetz & Co. – Archivarisches Handeln im Rahmen aktueller Gesetzgebung

Dr. Michael Klein vom Sächsischen Staatsarchiv, Foto: BStU Außenstelle Dresden

In seinem gleichlautenden Vortrag stellt Dr. Michael Klein vom Sächsischen Staatsarchiv heraus, dass sich Umbrüche nicht nur in Gesellschaft und Verwaltung, sondern auch zunehmend im Rechtswesen sowohl auf europäischer Ebene als auch in Bund und Ländern vollziehen. Sichtbar wird dies beispielsweise in der Novellierung des Sächsischen Archivgesetzes von 2014, die Klein kritisch auswertet.

Wenngleich die ersten spontanen Stellungnahmen zur Novelle positiv ausgefallen sind, so ist es nach einer Anwendungsdauer von knapp drei Jahren an der Zeit, zu reflektieren, ob die Novellierung die an sie geknüpften Ziele und Erwartungen erfüllen konnte. Diese wurden insbesondere in die verbesserte Sicherung elektronischer Überlieferung, den verbesserten Zugang für Nutzer zu Archivgut, den Schutz des Archivgutes als Kulturgut und in die Professionalisierung kommunaler Archive gesetzt.

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Aufbau eines elektronischen Archivs in einer Kommune – Rahmenbedingungen und Herausforderungen

Was wird für ein elektronisches Archiv für eine Kommune benötigt? Dr. Christian Aegerter, Leiter des Hauptamts der Stadt Leipzig, bringt es auf den Punkt:

1. Engagierte MitarbeiterInnen. Das Stadtarchiv beschäftigt im Bereich Elektronische Archivierung zurzeit 1 VZÄ und 1 Volontärin.

2. Weiterbildung. Aegerter: „Sie ist das A+O.“ Archivare mit IT-Affinität oder gar Ausbildung sind (noch) selten zu finden.

3. Zugriff und Mitbestimmung bei Neubeschaffungen von Software. Hier verfügt das Stadtarchiv über eine gute Ausgangslage, denn Ausschreibungsunterlagen gehen in der Stadtverwaltung über mehrere Schreibtische (z.B. Amt für Geodaten und Stadtarchiv!), so dass i.d.R. archivische Anforderungen wie Schnittstellen zwingend mit zu berücksichtigen sind, andernfalls geht die Ausschreibung nicht heraus.

4. Mut zur Lücke. – Ja, man muss sich auch etwas zutrauen und ausprobieren bzw. anfangen.

5. Gute Zusammenarbeit mit Fachbereichen. Also einen „guten Draht“ haben, damit nicht zuletzt einfach das Bewusstsein geschaffen bzw. gestärkt wird, dass überall digitale und somit anbietungspflichtige Daten entstehen. Und in Leipzig sind seit den 1990er Jahren Fachverfahren im Einsatz.

6. Willen für interkommunale Zusammenarbeit. Zum Beispiel im Sächsischen Städte- und Gemeindetag oder in anderen Zusammenschlüssen. Austausch und Kommunikation sind wichtiger denn je.

7. Wissen, dass man mit Herausforderungen der Digitalisierung nicht alleine ist. „Das Digitale ist nicht wie ein Schnupfen – es geht nicht mehr weg.“ – Und spätestens hier muss deutlich werden, dass der Prozess der Digitalisierung unumkehrbar ist.

Dr. Christian Aegerter, Foto: BStU

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Die Kooperation der Universitäts- und Hochschularchive im mitteldeutschen Universitätsverbund

Dr. Stefan Gerber, Foto BStU Außenstelle Dresden

In der letzten fachthematischen Sitzung zu Beispielen von Best Practice im Archiv setzte sich Dr. Stefan Gerber (Friedrich-Schiller-Universität Jena) mit den Besonderheiten von Hochschularchiven und den Vorteilen der Kooperation im Universitätsverbund auseinander.

Gerber hob die besondere institutionelle Einbindung von Hochschul- und Universitätsarchiven und den damit verbundenen Einfluss auf deren Profil und die hochschulinterne Wahrnehmung hervor. Zum Profil gehöre nicht nur die Erfüllung archivischer Kernaufgaben, sondern darüber hinaus auch die aktive Mitwirkung in Forschung, Lehre und Hochschulmarketing. Wie seit ca. 20 Jahren der Professionalisierungsgrad der Hochschularchive und die ihnen zu Verfügung stehenden Mittel gestiegen sind, stiegen im selben Maß auch spürbar die Erwartungen der Hochschulleitungen an deren Leistungsfähigkeit. Universitäten schätzten besonders die Expertise ihrer Archive auf historischem und geschichtspolitischem Gebiet und hätten erkannt, dass eine lange Tradition durchaus positiven Einfluss auf die Attraktivität eines Hochschulstandortes habe, so Gerber. Im Konkurrenzkampf um Studierende und damit um Mittel werden Archive als Hort der Tradition zunehmend zu einem bedeutenden Faktor im Marketing.

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Schlusswort zum 22. Sächsischen Archivtag

Zum Abschluss des 22. Sächsischen Archivtags am Freitag in Dresden zog Frau Richter-Laugwitz, Vorsitzende des Landesverbands des VdA, Bilanz zur Tagung unter dem Titel „Archive im Umbruch“. Besonderer Dank gebühre den Referenten und dem Ortskomitee. Sie dankte auch der Schriftstellerin und Kulturjournalistin Annett Gröschner für die Gelegenheit zum Perspektivenwechsel und ermunterte alle Archivare zur Reflektion.

Wichtig sei es nun:

  • den Kontakt zu den Politikern aufzubauen und zu festigen
  • weiterhin um (noch mehr) Wahrnehmung zu kämpfen
  • die Erkenntnisse aus der Podiumsdiskussion umzusetzen
  • die Forderung nach der flächendeckenden Besetzung der Archive durch Fachpersonal aufrecht zu erhalten, um die heterogene Gesetzeslage und die Fragen zur elektronischen Archivierung zu beherrschen
  • die Umfrage als Grundlage für die weitere Arbeit auf Landesverbandsebene zu nutzen

Im Nachgang zur Tagung wird eine offene Online-Umfrage zur Evaluation des Archivtags und eine intensive Auswertung auf der Klausurtagung des neuen Vorstands im Herbst 2017 erfolgen. Für den nächsten Sächsischen Archivtag 2019 ist bereits ein Kandidat für den Austragungsort gefunden. Die Bekanntmachung folgt, sobald eine konkrete Planung erfolgt ist.

„in jeder Akte steckt so wahnsinnig viel Leben“. Zum Vortrag von Annett Gröschner

Anmoderation des Vortrags „Mein grauer Archivkittel“. Gegenwartsliteratur und Archiv der Schriftstellerin und Journalistin Annett Gröschner am 5. Mai 2017:

„Für mich war eigentlich die größte Befreiung nach 1989, dass ich ins Archiv gehen konnte. Und dass ich gucken konnte, was ist eigentlich hinter meinem Rücken passiert. Das Tolle an Archiven ist, dass sie nur äußerlich grau und bürokratisch sind. Und drinnen, in jeder Akte steckt so wahnsinnig viel Leben. Und was für mich wichtig war ist, dieses Leben aus den Akten herauszuholen.“

Diese Sätze von Annett Gröschner in der Sendung „Stilbruch“ des RBB im Mai 2016 (vermittelt über den VdA-Blog) haben uns neugierig gemacht – neugierig auf einen Blick auf Archive und ihre Geheimnisse, wie er uns Berufsarchivaren zumeist wohl nicht mehr gelingt. Daher freuen wir uns sehr, dass wir Sie dafür gewinnen konnten, unsere berufsmüden Augen zu öffnen für neue Perspektiven auf das scheinbar Altbekannte, für das Ungesehene, das uns im Archiv doch täglich umgibt!

Wie sehr Frau Gröschner für diese gewiss nicht leichte Aufgabe prädestiniert ist, werden Sie gleich feststellen, wenn ich Ihnen unsere Gastreferentin kurz vorstelle:

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Online-Umfrage zum 22. Sächsischen Archivtag in Dresden

Vor einer Woche fand unser Archivtag zum Rahmenthema „Archive im Umbruch“ in der Gedenkstätte Bautzner Straße in Dresden statt. Wir möchten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer (die vor Ort waren) und alle, die via Internet (Blog und Twitter) Anteil genommen haben, einladen, sich an einer kurzen Umfrage dazu zu beteiligen. Je mehr Rückmeldungen per Umfrage wir erhalten, umso gezielter können wir Ihre Interessen und Einschätzungen in unsere Arbeit einbeziehen – z. B. bei der thematischen Ausrichtung von Workshops.

Und hier geht’s zur Umfrage!

Umfrage zur Situation der Archive in Sachsen: Kooperationen

Kooperation mit anderen Archiven und weiteren strategischen Partnern ist gerade für kleine Archive von großem Nutzen; sie kann bis zur Bildung von Archivverbünden gehen, wie sie in Sachsen in Bautzen und Pirna realisiert sind. Die Synergieeffekte sind beträchtlich. Wir fragten daher danach, in welcher Form das Archiv mit anderen Archiven kooperiert, Mehrfachnennungen waren möglich. Offensichtlich gibt es einen regen anlassbezogenen Austausch: über 80% der 74 antwortenden Archive praktizieren dies. Deutlich geringer sind die Werte allerdings bei der oft propagierten „Überlieferungsbildung im Verbund“ – erinnert sei an das 2011 vom VdA-Arbeitskreis „Archivische Bewertung“ verabschiedete gleichnamige Positionspapier: nur 5 (!) Archive sprechen sich bei der Überlieferungsbildung mit anderen Archiven ab. Und auch die Zahl der einem Notfallverbund angehörenden Archive ist noch sehr gering, als positive Beispiele seien die Notfallverbünde Dresden und Leipzig genannt.

Gerade für Notfallverbünde bietet sich das Zusammengehen mit Bibliotheken an – wir fragten daher auch danach, mit welchen anderen strategischen Partnern die Archive kooperieren (auch hier war Mehrfachnennung möglich):

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