Abstracts zum Sächsischen Archivtag 2019: Zugänglichmachung on demand im Rahmen des Strategieprozesses „Das Bundesarchiv im digitalen Wandel“

Das Bundesarchiv ist im Jahr 2017 in einen Veränderungsprozess eingetreten, der den programmatischen Titel „Das Bundesarchiv im digitalen Wandel“ trägt. Organisatorische Prinzipien, etablierte Prozesse und das archivarische Selbstverständnis werden von diesem Wandel gleichermaßen erfasst.

Im Vortrag wird zunächst ein Überblick über den bisherigen Verlauf des Strategieprozesses gegeben. In einer mittlerweile abgeschlossenen ersten Phase wurden die maßgeblichen Themenfelder identifiziert und bearbeitet. Es erfolgten die Festlegung von Eckpunkten sowie die Formulierung übergreifender Ziele. In einer zweiten Phase stehen nun die Aufstellung von Teilzielen sowie die Planungen zur Umsetzung im Zentrum.

Konkretisiert werden kann der Prozess am Beispiel der „Zugänglichmachung on demand“. Sie besteht aus den drei Szenarien „Bewertung on demand“ (BoD), „Er-schließung on demand“ (EoD) und „Digitalisierung on demand“ (DoD) sowie den begleitenden planerischen und organisatorischen Maßnahmen. Das Angebot versteht sich einerseits als Ergänzung zur übergreifenden Digitalisierungsstrategie und ist andererseits die Konsequenz aus grundsätzlichen Entscheidungen zum künftigen Zuschnitt von Bewertung und Erschließung im Bundesarchiv.

Ausführliche Informationen zum Strategieprozess bietet das Fachmagazin „Forum“ des Bundesarchivs in seiner neuesten Ausgabe.

Dr. Stefanie Jost
Bundesarchiv / Referat BE 1 (Grundsätze der Bereitstellung)

Leipziger Archive stellen sich vor: Das Sächsische Wirtschaftsarchiv

Das Sächsische Wirtschaftsarchiv e.V. (SWA) wurde 1993 von den sächsischen Industrie- und Handelskammern als regionales Wirtschaftsarchiv für Sachsen mit dem Auftrag der „Sicherung, Bewertung und Bewahrung des wirtschaftlichen Archivgutes aller Regionen des Freistaates Sachsen“ gegründet. Damit entstand erstmals im Osten Deutschlands ein regionales Wirtschaftsarchiv. Die Industrie- und Handelskammern sind bis heute, seit 2004 gemeinsam mit der Handwerkskammer zu Leipzig, die tragenden Mitglieder des SWA. Gegenwärtig unterstützen 101 persönliche und institutionelle Mitglieder die Arbeit des gemeinnützigen Vereins.

Im Rahmen der sächsischen Archivgesetzgebung liegt der Überlieferungsschwerpunkt des SWA vor 1945 und nach 1990 sowie bei Beständen von Unternehmen, die sich zwischen 1945 und 1990 in privater oder genossenschaftlicher Rechtsform befanden. Entsprechend finden Nutzer im SWA vor allem Unterlagen kleiner und handwerklicher Betriebe, die einen wichtigen Teil der sächsischen Wirtschaftsgeschichte ausmachen.

Das SWA verwaltet derzeit ca. 320 Bestände von Unternehmen, von Vereinen und Verbänden, Nachlässe sowie Dokumentationen mit einem Gesamtumfang von etwa 4 Kilometern. Neben Akten, Plänen und Druckerzeugnissen gehören auch ca. 60.000 Fotos zum Bestand. In Ergänzung zum Schriftgut verfügt das Archiv über umfangreiche Sammlungen, u.a. über etwa 3.000 Firmenfestschriften, zahlreiche Kataloge und Werbemittel, 4.000 historische Briefköpfe, 2000 historische Wertpapiere sowie eine rund 12.000 Bände umfassende wirtschaftsgeschichtliche und wissenschaftliche Präsenzbibliothek.

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Abstracts zum Sächsischen Archivtag 2019: Erschließung – regelkonform vs. populär?

Ein Erfahrungsbericht

Archivgut erschließen heißt, die darin enthaltenen Informationen durch Ordnung und Verzeichnung nutzbar zu machen. Diese archivarische Kernaufgabe obliegt der Referentin seit knapp 18 Jahren im Archivverbund Bautzen für das Staatsfilialarchiv. Ebenso lange gibt es den Verbund aus kommunalen (Stadt-)Archiv und staatlichem (Staatsfilial-)Archiv. Für letzteres steht personell eine Vollzeitstelle im gehobenen Archivdienst zur Verfügung. Neben der Erschließung  gehören daher auch Benutzung und Auskunftserteilung sowie Öffentlichkeitsarbeit zu den Aufgaben der Archivarin.

Das Staatsfilialarchiv ist fachlich der Abteilung 2 des Sächsischen Staatsarchivs zugeordnet. Es ist zuständig für das in staatlichem Besitz befindliche Archivgut der Oberlausitz bis 1945, in Ausnahmefällen bis 1952. Im Sächsischen Staatsarchiv gibt es mit der Erschließungsrichtlinie einen Leitfaden für die standardisierte Erschließung von Archivgut.

Die Autorin wird aus ihrer Arbeitspraxis mit diesem Regelwerk berichten und dabei darauf eingehen, ob und wie Benutzungs- und Auskunftstätigkeit die Erschließungarbeit beeinflussen. Zur Diskussion gestellt werden sollen in dem Redebeitrag auch die Chancen, Möglichkeiten und Grenzen einer nutzerorientierten „populären“ Erschließung.

Anja Moschke
Staatsfilialarchiv Bautzen

Urheber: Holger Hinz, Bautzen

FAMI-Abschlussprojekt 2019: N wie Notenspur

Die Leipziger Notenspur geleitet den Interessierten auf einem musikalischen Spaziergang durch Leipzig. Auf dem 5,3 km langen Weg kann man zu Fuß die Wohn- und Schaffensstätten von Telemann und Bach, Mendelssohn, Schumann und Wagner, Grieg, Mahler und Reger entdecken. Beginnend am Neuen Gewandhaus am Augustusplatz führt die Spur silberner Banner, die in den Gehweg eingelassen sind, vorbei an insgesamt 24 musikalischen Stationen, zu denen auch das Mendelssohn-Haus, der Alte Johannisfriedhof, das Schumann-Haus, die Oper Leipzig, das Café „Zum Arabischen Coffe Baum“, eines der ältesten der Stadt, das Robert Schumann regelmäßig besuchte, und natürlich die Thomaskirche zählen.

Ein Audio-Leitsystem, das man sich im Internet auf der Seite der Notenspur Leipzig kostenlos herunterladen kann, ermöglicht es, dabei auch die musikalischen Werke der Komponisten zu hören. Hinweistafeln an den Gebäuden bieten Informationen zu den Komponisten, die in ihnen lebten oder wirkten.

Die Leipziger Notenspur-Initiative ist eine Interessensgemeinschaft, bestehend aus Privatpersonen, Vereinen, Institutionen und ortsansässigen Unternehmen, die die herausragende Leipziger Musikgeschichte im Stadtraum erlebbar machen will.

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Leipziger Archive stellen sich vor: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig

Das 1954 gegründete Staatsarchiv Leipzig bildet heute die Abteilung 3 des Sächsischen Staatsarchivs und ist zuständig für die Archivierung von Unterlagen der Behörden, Gerichte und sonstigen öffentlichen Stellen in Nordwestsachsen. Sie reichen von der Überlieferung der mittelalterlichen Ämter bis zu Unterlagen von staatlichen Stellen des Freistaats Sachsen in der Gegenwart.

Nachlassverzeichnis von Johann Sebastian Bach (Auszug), 1750 (gemeinfrei)

Darunter sind auch Einrichtungen mit überregionaler Bedeutung zu finden, wie das Leipziger Messeamt und die agra-Landwirtschaftsausstellung der DDR. Daneben verwahrt das Staatsarchiv Leipzig Archivgut der Wirtschaft, von Rittergütern, einigen Kommunen, Vereinen, Parteien und Organisationen sowie Nachlässe.

Hervorzuheben sind die Bestände der Deutschen Zentralstelle für Genealogie. Auch die bedeutendste archivische Überlieferung von Musikverlagen im deutschsprachigen Raum steht im Haus zur Verfügung.

Das Staatsarchiv Leipzig verwahrt 23.000 laufende Meter Akten sowie eine Million Fotos, zahlreiche Urkunden, Karten, audiovisuelle Medien und andere Aufzeichnungen vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Mit etwa 3000 Benutzertagen pro Jahr zählt es zu den meist genutzten Archiven Sachsens.

Stammbaum der Familie von Falkenstein, nach 1880 (gemeinfrei)

Kontakt:

Staatsarchiv Leipzig
Schongauerstr. 1
04328 Leipzig
+49 341 25555-00
E-Mail: poststelle-l@sta.smi.sachsen.de

www.archiv.sachsen.de

Leipziger Archive stellen sich vor: Das Stadtarchiv Leipzig

Das Stadtarchiv Leipzig gehört mit rund 12.500 lfm Akten, Geschäftsbüchern, Zeitungen und Druckschriften, 4.000 Urkunden, mehr als 90.000 Karten und Plänen sowie 350.000 Fotografien und Ansichtspostkarten zu den größten kommunalen Archiven in Deutschland. Es ist zuständig für die archivalische Überlieferung aus der Tätigkeit der Stadtverwaltung Leipzig, der städtischen Einrichtungen, der unter kommunaler Verwaltung stehenden Stiftungen sowie der städtischen Eigenbetriebe und Mehrheitsbeteiligungen.

Lebenszyklus von Unterlagen der anbietungspflichtigen Stellen

Wie alle Archive hat es die Aufgabe, das Archivgut zu übernehmen, auf Dauer zu verwahren, zu erschließen sowie für die Auswertung und Nutzung zur Verfügung zu stellen. Es wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie heimatgeschichtlich Interessierten für ihre Forschungen, von der Stadtverwaltung zur Lösung ihrer Aufgaben sowie von den Bürgerinnen und Bürgern zur Wahrung ihrer persönlichen Rechte genutzt. Außerdem nehmen es Genealoginnen und Genealogen, freiberuflich Tätige, wie Architektinnen und Rechtsanwälte, oder Mitarbeiterinnen der Medien in Anspruch.

Entwurf für den Umbau zum Stadtarchiv aus der Wettbewerbsphase

Das Stadtarchiv Leipzig bezieht derzeit einen rekonstruierten Teil des Leipziger Achilleion auf der Alten Messe. Die beeindruckende Ausstellungshalle wurde 1923/24  errichtet und ist u.a. als Sportpalast sowie später als Sowjetischer Pavillon bekannt geworden. Für die Benutzerinnen und Benutzer werden am neuen Standort 36 Arbeitsplätze und eine Spezialbibliothek zur Verfügung stehen.

Das Stadtarchiv Leipzig verwahrt einen bedeutenden Teil der Quellen zur Stadtgeschichte und schafft durch deren archivwissenschaftliche Erschließung die Voraussetzung für die Nutzung.

Die Bestände des Stadtarchivs (Auswahl)

Kommunales Archivgut

  • Urkunden (Empfängerdepot)  1097 – 1854 (1907)
  • Stadtverwaltung 13. – 21. Jahrhundert
  • Städtische Betriebe und Einrichtungen
  • Stadtverordnete 1830 – 1935
  • Runder Tisch der Stadt Leipzig 1989 – 1990
  • Gemeindeverwaltungen der 1889 – 2000 eingemeindeten Orte
Urkunde über die Stadtrechtsverleihung 1156-1170. Der sogenannte Stadtbrief wurde um 1215 ausgestellt.

 

Nichtkommunales Archivgut

  • Handwerkerinnungen ab 1380
  • Gesellschaften und Vereine  ab 1623
  • Nachlässe ab 1721

 

 

Eine Übersicht über die Bestände und die im Archivportal-D vorhandenen Daten und Digitalisate des Stadtarchivs Leipzig ist unter www.leipzig.de/stadtarchiv einzusehen.

 

 

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Zwischeninformation zum Sächsischen Archivtagsblog

Morgen und übermorgen findet der Sächsische Archivtag in Leipzig statt. Wir (der Vorstand des Landesverbandes Sachsen im VdA) und die im Ortskomitee in Leipzig aktiven Kolleginnen und Kollegen haben viel Arbeit in die Vorbereitung investiert und freuen uns jetzt auf zwei interessante und lebendige Tage.

Vor zwei Jahren hatten wir den Anspruch, möglichst „live“ vom Archivtag zu bloggen. Das führte dazu, dass die BloggerInnen vieles vom Archivtag gar nicht selbst verfolgen konnten. Bei einem Archivtag trifft man sich aber, um daran teilzunehmen und sich persönlich auszutauschen. Daher: Diesen Anspruch haben wir diesmal nicht. Ob ein Beitrag zwei / drei Tage früher oder später erscheint, scheint uns nicht so wichtig. Unser Ziel ist es aber, alle Beiträge über den Archivtag bis zum Ende der nächsten Woche online zu stellen.

Unterstützt werden wir von Stephan Luther (Universitätsarchiv Chemnitz, Mitglied im Gesamtvorstand des VdA) sowie den Archivarinnen aus dem Sächsischen Staatsarchiv Katrin Heil und Doreen Wustig (Abteilung Staatsarchiv Leipzig) und Anne Warsönke (Abteilung Hauptstaatsarchiv Dresden). Der VdA-LV Sachsen dankt allen Vieren und dem Sächsischen Staatsarchiv für diese Unterstützung!

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Archivtag und daran Interessierte sind natürlich herzlich eingeladen, den Twitter-Hashtag #SächsArchivtag aktiv oder passiv zu nutzen.

Was wichtiges tun. Im Landesverband Sachsen im VdA

Am 16. Mai 2019 nutzte der Vorstand des Landesverbandes Sachsen im VdA unter seiner Vorsitzenden Grit Richter-Laugwitz (Archivverbund Bautzen) die Gelegenheit des Sächsischen Archivtags in Leipzig für eine Versammlung der Mitglieder des Landesverbandes. Aus dieser Mitgliederversammlung soll hier kurz und auszugsweise berichtet werden: Für Mitglieder, die nicht teilnehmen konnten, und für Archivarinnen und Archivare, die (noch?) nicht Mitglied im VdA sind.

Aus dem Bericht über die Aktivitäten 2017 – 2019: Der Vorstand hat in dieser Zeit achtmal getagt, die Themen der Vorstandstätigkeit können auf unserer Website nachvollzogen werden.

Der LV organisierte in dieser Zeit drei Workshops und wurde dabei von Archiven vor Ort unterstützt: den Workshop „Kommunale Entgeltordnung“ im Oktober 2017 (Dank an das Stadtarchiv Chemnitz für die Unterstützung!), den Workshop „Notfall Wasser“ im April 2018 im Archivzentrum Wermsdorf (Dank an das Sächsische Staatsarchiv!) und den Workshop „Selbstorganisation im Archivalltag“ im August 2018 (Dank an das Stadtarchiv Eilenburg!).

Die Vorbereitungen für den Workshop „Effiziente Öffentlichkeitsarbeit in kleinen und mittleren Archiven“ am 16. September 2019 in Freiberg sind im Gange (Dank schon jetzt an das dortige Stadtarchiv!).

Im Dezember 2018 organisierten wir eine spartenübergreifende Besprechung der sächsischen FAMI-Ausbildungsbetriebe in der Fachrichtung Archiv (wiederum Dank an das Sächsische Staatsarchiv!).

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Offene Archive. Demokratie. Digitale Transformation

Schlaglichter auf die Grußworte zum 23. Sächsischen Archivtag

Grußworte sind eine manchmal belächelte Form der Rede. Dabei ist ein Grußwort – eine kurze Rede, die grüßend eine Zielgruppe direkt anspricht – ein guter Anlass, sich mit den Anliegen der Zielgruppe (hier: Archivarinnen und Archivare v. a. aus Sachsen) auseinanderzusetzen und eigene Impulse zu geben. Herrn Prof. Dr. Günther Schneider, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium des Innern, gelang dies auf bemerkenswerte Weise. Einleitend rekurrierte er auf eigene berufliche Erfahrungen als Richter u. a. auf den Gebieten der Kriegsopferversorgung und der Überleitung des DDR-Rentenrechts. Dabei sei ihm eindrücklich bewusst geworden, wie wichtig die Arbeit der Archive sei. Es sei ihm daher auch ein persönliches Anliegen, einfach mal Danke zu sagen für das, was in den Archiven geleistet werde. Archive seien von besonderer und herausragender Bedeutung, wichtig für die Demokratie; sie stünden – gerade angesichts heutiger Herausforderungen – für die Arbeit an Tatsachen.

Schneider dankte angesichts der digitalen Herausforderungen besonders dem Sächsischen Staatsarchiv unter seiner Direktorin Dr. Andrea Wettmann für die gute Zusammenarbeit. Als Stichworte für die digitale Transformation im Freistaat Sachsen nannte er u. a. die Digitalstrategie, den Masterplan »Digitale Verwaltung Sachsen«, die IT-Sicherheit. Das Sächsische Staatsarchiv habe in den vergangenen beiden Jahren mit der Digitalisierung großer Mengen von Archivgut hervorragende Arbeit geleistet. Hinsichtlich der Sachmittel sei man gut aufgestellt, allerdings müsse [hier merkte die Berichterstatterin – dienstlich im Sächsischen Staatsarchiv tätig – besonders auf] die personelle Untersetzung noch generiert werden.

Einen bemerkenswerten Akzent setzte der Staatssekretär dann gegen Ende seines persönlichen und pointierten Grußwortes mit Blick auf die sächsischen Archive: Der Staat müsse hier auch Angebote an die kommunale Ebene unterbreiten. Als Beispiel nannte Schneider die Allianz Sichere Sächsische Kommunen (ASSKomm). Angesichts der mangelnden Archivberatung in Sachsen ist diese Akzentsetzung von großem Interesse auch für die Arbeit des Landesverbandes Sachsen im VdA.

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Wenn Akten auffindbar werden – archivische Erschließung aus Sicht eines Nutzers

Bericht zum Vortrag von Lars Thiele, Dresden

Der seit 2015 als Recherchedienstleister vor allem in sächsischen Archiven tätige Historiker Lars Thiele ermöglichte den Teilnehmern des Archivtages einen Blick auf die Recherchemöglichkeiten in Archiven aus Nutzerperspektive.

Mit der Bemerkung, er sei „kein stiller Nutzer“, startete Lars Thiele in sein Referat. Er beschränkt sich bei seiner Tätigkeit nicht nur auf Online-Recherchen, sondern ruft auch in den Archiven an, lässt sich zum zuständigen Bearbeiter durchstellen und fragt nach Findbüchern. Vor Ort lässt er sich diese erklären, macht im Rahmen der Benutzung auch auf Unstimmigkeiten in Findmitteln aufmerksam und sucht das Gespräch mit den Mitarbeitern zu einzelnen Beständen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse vermittelt er an andere Nutzer weiter und unterstützt diese bei ihren Recherchen.

Blick in den Veranstaltungssaal, Foto: Regine Bartholdt / Sächsisches Staatsarchiv

Aus den in seiner bisherigen Tätigkeit gemachten Erfahrungen mit Laienforschern konstruierte Lars Thiele den fiktiven Archivnutzer Heinz Wilfried Schmidt, einen siebzigjährigen Familienforscher, der bereits während seines Berufslebens als Ingenieur für Maschinenbau aktiv in Archiven forschte, viele Quellen und ergänzende Literatur gelesen hat, der strukturiert, aber nur mit bekannten Beständen arbeitet und dabei häufig die Quellendokumentation vergisst. Sicher ein klischeehaftes Bild, das den Zuhörenden aber doch bekannt zu sein schien. Für Herrn Schmidt gilt: „Was nicht findbar ist, ist nicht nutzbar.“

An dieser Stelle empfahl Lars Thiele Archivnutzern, sich mit der Tektonik der Archive und Bestandsstrukturen zu beschäftigen, sich zu trauen, dem Archivpersonal Fragen zu stellen. Dieses gibt in der Regel gerne Auskunft und Erläuterungen – vor allem, wenn für einen Bestand eben noch kein aktuelles Findbuch zur Verfügung steht, sondern mit Abgabelisten oder alten Findmitteln gearbeitet werden muss, weil eine sachgerechte Erschließung bisher noch nicht möglich war.

Anschließend nahm der Referent eine Einteilung der Archive in drei Kategorien vor:

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