„Die Digitalisierung stellt den bedeutendsten technologischen Aufbruch seit dem Beginn der Industrialisierung […] dar und ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit“ – so die Einschätzung in „SACHSEN DIGITAL. Die Digitalisierungsstrategie des Freistaates Sachsen“ (2016). Auch die Arbeit der Archive hat sich durch die Digitalisierung radikal verändert. Manche Archivare und Archivarinnen haben das früh erkannt: Schon vor 20 Jahren fand z. B. die erste Tagung des informellen Arbeitskreises „Archivierung von Unterlagen aus digitalen Systemen“ (AK AUdS) statt.
Und so erstaunt es nicht, dass knapp zwei Drittel (64%) der antwortenden 76 Archive bereits elektronische Unterlagen (z. B. Daten auf CD, DVD oder anderen Datenträgern) übernommen haben. Gezielt erfolgten diese Übernahme allerdings in nur wenigen Fällen, das lässt sich aus den Antworten auf die Frage „In welcher Weise beschäftigt sich Ihr Archiv mit der Archivierung elektronischer Unterlagen?“ schließen (Mehrfachnennungen waren möglich):
In genauen Zahlen: 26 der 73 antwortenden Archive haben sich bisher gar nicht mit der Archivierung elektronischer Unterlagen beschäftigt, nur jeweils 10 durch Einflussnahme auf ihre Entstehung und/oder gezielte Übernahme.
Die ergänzende Frage „Verfügt Ihr Archiv über eine geeignete Infrastruktur für die Archivierung elektronischer Unterlagen?“ beantworteten 61% der Archive mit „nein“.
Fazit: Bis auf wenige Ausnahmen sind die sächsischen Archive (und sicher nicht nur diese) bisher nicht in der Lage, archivwürdige elektronische Unterlagen auch tatsächlich zu archivieren. Welche Folgen hat das für die Bildung von Überlieferung?
Für Interessierte: Einen ersten Einstieg in elektronische Archivierung bieten neben dem bereits erwähnten AK AUdS auch nestor (deutsches Kompetenznetzwerk zur digitalen Langzeitarchivierung), die KOST (Koordinationsstelle für die dauerhafte Archivierung elektronischer Unterlagen), die Bundeskonferenz der Kommunalarchive (BKK) mit Empfehlungen bzw. Handreichungen sowie das LWL-Archivamt (hier Archiv und IT) in Form von Publikationen, aber auch Veranstaltungen wie Tagungen, Workshops oder Fortbildungen und diversen Arbeitsgruppen.
An der Archivschule Marburg sowie an der FH Potsdam wird eine Vielzahl an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur digitalen Archivierung angeboten. Das Sächsische Staatsarchiv stellt Informationen wie Fach- und Organisationskonzepte des Elektronischen Staatsarchivs online zur Verfügung.
2 Gedanken zu „Umfrage zur Situation der Archive in Sachsen: Elektronisches Archivgut“