FAMI-Abschlussprojekt 2019: G wie Graphisches Viertel

Öffentlichkeitsarbeit

Als Graphisches Viertel bezeichnet man ein Stadtgebiet östlich der Leipziger Innenstadt. Der Name leitet sich von der großen Anzahl an Verlagen und anderer Einrichtungen des Buchgewerbes und -handels her, die hier vor allem Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Um das Jahr 1900 beherbergte das Leipziger Stadtgebiet fast 800 Verlage und Buchhandlungen, den größten Teil davon im Graphischen Viertel. Dazu kamen Druckereien, Buchbindereien, Musikalienhandlungen und Antiquariate.

Ab der Jahrhundertwende sank nach und nach die Zahl der Unternehmen. Später zerstörten die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs über 70 Prozent des Viertels. Mit Ende des Krieges und Gründung der DDR verließen viele Leipziger Verlage die Stadt gen Westen, von denen einige jedoch in den letzten Jahrzehnten wieder zurückkehrten, etwa die Musikverlage Edition Peters und Friedrich Hofmeister.

Ungeachtet all dieser Veränderungen hat das Viertel viel von seinem früheren Geist bewahrt. Folgt man dem Grimmaischen Steinweg östlich aus der Innenstadt, vorbei an Johannisplatz und Grassimuseum, entdeckt man an der Dresdner Straße bereits erste Hinweise auf die Vergangenheit der Gegend: Großer Brockhaus, Insel-, Klasing-, Reclam- oder Breitkopfstraße sind die Namen einiger Querstraßen, die auf ehemals hier angesiedelte Verlage und Druckereien hinweisen.

Weiter südlich liegt der Gutenbergplatz, wo sich u.a. die Gutenbergschule befindet, die die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs unbeschadet überstand und heute eine Berufsschule für Medienberufe ist. Buchhändler werden hier seit 1853, Buchdrucker seit 1886 ausgebildet. Direkt gegenüber steht das Deutsche Buchgewerbehaus, ein prächtiger Bau, der zwischen 1898 und 1901 errichtet wurde und dem Deutschen Buchgewerbeverein als Sitz diente. In den Jahren 2015 bis 2017 wurde das Gebäude umfassend saniert. In alter Pracht neu zum Leben erweckt, dient es heute als Wohngebäude.

Foto: Fiona Brückner

Nur wenige Meter entfernt, an der Ecke Gerichtsweg/Prager Straße, stand früher das ähnlich repräsentative Deutsche Buchhändlerhaus, vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels erbaut, der hier ab 1888 residierte. Das Gebäude fiel dem Bombenangriff im Dezember 1943 zum Opfer. Heute steht an seiner Stelle das Haus des Buches.

Der LV Sachsen im VdA dankt dem Verein für Medieninformation und –dokumentation (vfm) und allen an dem FAMI-Abschlussprojekt Beteiligten herzlich für die Unterstützung!

Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag gehört zum Abschlussprojekt der FAMI-Auszubildenden der Fachrichtung Archiv in Sachsen 2019, das dem Medienstandort Leipzig A – Z gewidmet war und hier kurz vorgestellt wird.

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