Alle Artikel von Gastautor

Abstracts zum Sächsischen Archivtag 2019: Crowdsourcing bei der Fotoerschließung

Die „Spurensuche“ des Stasi-Unterlagen-Archivs

Etwa 1,8 Millionen Fotodokumente sind durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) ohne Kontext in den Archiven des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) überliefert. Ergänzt werden sie durch viele Fotos, die sich in den schriftlichen Überlieferungen befinden. Die Geheimpolizei fotografierte zur Beweis- und Selbstdokumentation sowie aus operativen Gründen, zum Beispiel bei verdeckten Beobachtungen. Durch gezielte Verunordnung während der Auflösung der Staatssicherheit fehlt heute einem Großteil dieser Bilder der Kontext.

Die Archivarinnen und Archivare des BStU stehen bei der Erschließung deshalb vor großen Herausforderungen. Häufig fehlen neben den Datums- und Ortsangaben auch der inhaltliche Kontext. Die Fotografien können deshalb nicht eindeutig zugeordnet werden. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Recherchierbarkeit und die Auskunftsfähigkeit bei Anfragen von Bürgern, Medien und Forschern.

Um an die fehlenden Informationen zu gelangen, bezieht das Stasi-Unterlagen-Archiv seit 2011 die Öffentlichkeit bei ausgewählten Fotoserien in die Erschließungsarbeit ein. Auf der Webseite www.bstu.de werden Fotografien, die bislang nicht zugeordnet werden können, mit einer kurzen Beschreibung und den vorhandenen Erschließungsangaben als „Spurensuche“ veröffentlicht. Eine Verbreitung findet über die Kanäle des BStU in den sozialen Medien und manchmal auch über Berichterstattung in Zeitung und Rundfunk statt. Dies garantiert eine hohe Reichweite und erhöht die Chance, aussichtsreiche Hinweise zu bekommen.

Beispielseite

Die Archivarinnen und Archivare gehen den eintreffenden Hinweisen nach und können fehlende Informationen ergänzen. Das Ergebnis: Fast zwei Drittel aller „Spurensuchen“ konnten so bisher gelöst oder teilweise gelöst werden.

Andreas Voss und Norman Kirsten, BStU Zentrale

Leipziger Archive stellen sich vor: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatsicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Außenstelle Leipzig

Das Stasi-Unterlagen-Archiv Leipzig verwaltet das Archivgut aus der Überlieferung des Staatssicherheitsdienstes der Bezirksverwaltung einschließlich der Unterlagen aller 13 Kreisdienststellen des ehemaligen Bezirkes Leipzig.

8,5 km Archivgut: Akten, Karteien, Fotos, Tondokumente und zerrissene Unterlagen – eine einzigartige Hinterlassenschaft, die die flächendeckende Überwachung der Bevölkerung dokumentiert.

Bildnachweis: BStU, Außenstelle Leipzig

2305 Säcke mit Papierschnipseln, zerstörten Filmen und Fotos zeugen von den Versuchen der Stasi-Mitarbeiter in der Zeit der Auflösung, möglichst viele Materialien zu vernichten. Sie sind vom damaligen Bürgerkomitee gesichert worden, lagern in der Außenstelle und sind die Herausforderung für die Rekonstruktion.

Fast 2,8 Millionen Karteikarten sind in den Beständen überliefert und werden manuell und digital für Anträge recherchiert.

Die Unterlagen aus den Diensteinheiten der Bezirksverwaltung sind zu 98 Prozent erschlossen, die bereits durch die Stasi archivierten Ablagen sind vollständig personenbezogen zugriffsfähig und werden auf Grundlage des StUG bereitgestellt und genutzt.

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Abschlussprojekt der FAMI-Azubis in Sachsen 2019: Medienstandort Leipzig A – Z

Mein Name ist Martin Schulz, ich bin Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste der Fachrichtung Archiv (in Ausbildung) im dritten und letzten Lehrjahr. Zusammen mit einigen meiner Klassenkameradinnen und Klassenkameraden aus der Klasse FA16a an der Gutenbergschule, dem Beruflichen Schulzentrum der Stadt Leipzig für Buch, Büro, Druck, Medien, Sprache und Kunst, bilden wir eine Arbeitsgruppe für ein gemeinsames Abschlussprojekt. Dieses möchte ich gerne an dieser Stelle vorstellen.

Projektgruppe der Klasse FA16a der Gutenbergschule Leipzig

In der Gutenbergschule ist es seit Jahren Tradition, dass die Auszubildenden des 3. Lehrjahres ein benotetes Abschlussprojekt über das gesamte letzte Lehrjahr er- und bearbeiten und letztendlich vor Publikum präsentieren. Üblicherweise bestimmt jeder Azubi sein eigenes Thema, sodass ein breites Angebot pro Jahrgang existiert.

Im Falle unseres Jahrgangs kam es allerdings anders…Weiterlesen

Welche Dienstleistungen Heimat- und Familiengeschichtsforscher in sächsischen Archiven erwarten können

Ein Gastbeitrag von Lars Thiele, Dresden

Bei meinem ersten Besuch im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden vor ca. 14 Jahren arbeitete ich mich durch eine Prozessakte eines sogenannten Hexenprozesses des 17. Jahrhunderts. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie aufregend es für mich damals als Geschichtsstudent war, solch einen alten und verstaubten Aktenband in der Hand zu halten. Wie unbegreiflich es zunächst schien, Dokumente in einer schwer zu deutenden Schrift zu lesen, die vor mehr als 300 Jahren geschrieben worden waren.

Damals brauchte uns allerdings nur der Inhalt der historischen Dokumente und der zeitliche Hintergrund zu interessieren. Um die Formalitäten im Archiv hatte sich unser Dozent gekümmert; ich musste nur meinen Namen nennen und die bestellte Akte entgegennehmen.

Ich besuchte also regelmäßig das Hauptstaatsarchiv, saß im historischen Lesesaal und lernte bei jedem Besuch das Archiv ein Stückchen besser kennen.

So einfach hat es der durchschnittliche Archivnutzer bei seinen ersten Besuchen im Archiv natürlich nicht.

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Abstracts zum Sächsischen Archivtag (IV)

Dr. Michael Klein (Abteilungsleiter „Zentrale Aufgaben, Grundsatz“ des Sächsischen Staatsarchivs) über

Archivgesetz & Co. – Archivarisches Handeln im Rahmen aktueller Gesetzgebung

Dr. Michael Klein, Foto: Regine Bartholdt, Sächsisches Staatsarchiv

Lange Zeit mussten Archivarinnen und Archivare im Wesentlichen nur ihr Archivgesetz im Blick haben, um rechtskonform handeln zu können. Angestoßen von den Umbrüchen in Gesellschaft und Verwaltung haben in den letzten Jahren die Gesetzgeber auf europäischer Ebene, im Bund und in den Ländern aber eine Reihe von Rechtsnormen verabschiedet, die außerhalb der Archivgesetze das archivische Handeln mitbestimmen.

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„Mein grauer Archivkittel“. Gegenwartsliteratur und Archiv

Vorab-Veröffentlichung eines Ausschnittes aus dem Vortrag von Annett Gröschner, Abschnitt Militärarchiv

Wer das Archiv betritt, gelangt in eine Zeitmaschine, die von Menschen bevölkert wird, denen man in dem Viertel vor dem Bahndamm nie begegnet. Wie kommen sie hierher? Gibt es unterirdische Gänge? Oder leben sie gar in den Katakomben des Hochhauses und kommen nur während der Öffnungszeiten des Besuchersaals ans Licht? Was macht der Mann, den ich wegen seines verwegenen Aussehens für mich den Schwarzwaldschrat nenne und der den ganzen Tag dabei ist, nichts als Listen von U-Bootbesatzungen zu studieren und handschriftlich in ein großes Buch zu übertragen, wenn er nicht hier ist?Weiterlesen

Archiv der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens – Landeskirchenarchiv Dresden

Ein Gastbeitrag von Kristin Schubert, Leiterin des Landeskirchenarchivs

Landeskirchenamt der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens

Das Landeskirchenarchiv mit einem Bestandsumfang von 1800 lfm Archivgut ist das Archiv der Landessynode, des Landesbischofs und des Landeskirchenamtes der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Außerdem sind hier auch Nachlässe von kirchenhistorisch bedeutsamen Persönlichkeiten, Sammlungen und Bestände von kirchlichen Einrichtungen und Werken sowie von nicht mehr existierenden Kirchgemeinden zu finden.

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Die Gedenkstätte Bautzner Straße in Dresden stellt sich vor

Ein Gastbeitrag von Kay Schulz

Treppenhaus im Haftgebäude, Foto: Tichy Dresden

Die Untersuchungshaftanstalt der Bezirksverwaltung Dresden des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit in der Bautzner Straße ist heute Gedenkstätte. Sie ist die einzige weitestgehend original erhaltene Untersuchungshaftanstalt im Freistaat Sachsen. Erkunden Sie am authentischen Ort, was politische Haft in der DDR bedeutete.

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Der Archiv-Service vom MDR Landesfunkhaus Sachsen stellt sich vor

Unsere Vorstellungsrunde wird mit einem Gastbeitrag von Uwe Firchow, dem Leiter des Archiv-Service des MDR Landesfunkhauses Sachsen, fortgesetzt:

Medienübergreifendes Archivieren und Recherchieren

Seit März 2009 sind die im MDR LANDESFUNKHAUS SACHSEN bestehenden Archive zu einem bereichsübergreifenden, multimedialen Archiv-Service zusammengeführt.

Hörfunk-, Fernseh-, Presse- und Musikarchiv werden vom Archiv-Service-Team gemeinsam verwaltet und für die Redakteurinnen und Redakteure des MDR SACHSEN gibt es seitdem eine einheitliche Archiv-Anlaufstelle für die multimediale Berichterstattung in Hörfunk, Fernsehen und Online.

Die Räumlichkeiten des modernisierten Dresdner Funkhauses

Im Dresdner Funkhaus, welches sich seit 1999 in einem modernisierten Kasernengebäude in der Albertstadt befindet, werden neben dem Hörfunk-Landesprogramm MDR SACHSEN – Das Sachsenradio, dem täglichen Fernsehmagazin MDR SACHSENSPIEGEL sowie MDR SACHSEN ONLINE unter anderen auch FAKT IST, BIWAK, UNTERWEGS IN SACHSEN und viele Zulieferungen für die ARD produziert.Weiterlesen

Historisches Archiv der Sächsischen Staatstheater – Staatsoper Dresden und Staatsschauspiel Dresden


Wie ein Gedächtnis dokumentiert das Historische Archiv die künstlerische Vergangenheit der Sächsischen Staatstheater und seiner unterschiedlichen Sparten – Oper, Schauspiel, Konzert und Ballett. Programmhefte, Besetzungszettel, historische Fotos und viele weitere Preziosen geben ein lebendiges Bild der Dresdner Musik- und Theatergeschichte der vergangenen Jahrhunderte. Weiterlesen