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FAMI-Abschlussprojekt 2019: I wie Innovationen aus Leipzig

Im Jahr 1650 wurde in Leipzig mit den „Einkommenden Zeitungen“ die älteste bekannte Tageszeitung der Welt von Timotheus Ritzsch herausgegeben. Sie beeindruckt bis heute durch die für die damalige Zeit hohe Anzahl der Ausgaben und durch die inhaltliche Qualität der Meldungen.

Doch nicht nur im Bereich der Printmedien war Leipzig Vorreiter. Bereits 1936 wurde hier eine andere, weit in die Zukunft weisende Technologie präsentiert. Am 1. März des Jahres wurde durch die Deutsche Reichspost zum Auftakt der Frühjahrsmesse die erste Fernseh-Sprech-Linie der Welt zwischen Leipzig und Berlin eingerichtet, die über eine Fernverbindung sprachliche Kommunikation in Kombination mit Bildübertragung ermöglichte. Also schon vor über 80 Jahren wurde zwischen Leipzig und Berlin im heutigen Sinne „geskyped“!

Fernseh-Sprechstelle; Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20305 Deutsche Post, Bezirksdirektion Leipzig, Nr. A 274

Die Fernseh-Sprech-Stellen befanden sich in Berlin im Postamt Columbushaus am Potsdamer Platz und beim Telegraphenamt in der Hauptschalterhalle des Postamts am Leipziger Augustusplatz. Das zunächst auf drei Minuten beschränkte Ferngespräch kostete 3,00 Reichsmark, zuzüglich einer Herbeirufgebühr von 0,50 Reichsmark. Die mündliche Anmeldung an den Reichspoststellen musste rechtzeitig erfolgen, damit die Post den Gesprächspartner ermitteln und zur vereinbarten Zeit an die Bildtelefon-Zelle bestellen konnte. Vor allem durch die niedrige Gebühr erfreute sich die Einrichtung vielseitiger Benutzung. Zur Übertragung des Bildes der Personen wurde auf beiden Seiten je eine Fernsehsende- und Empfangseinrichtung für 180 Bildzeilen bei 25 Bildwechseln in der Sekunde genutzt. Diese waren mit einem Breitbandkabel miteinander verbunden. Für Interessenten, die keine Verwandten oder Bekannten zum Führen des Fernseh-Gesprächs hatten, wurden hierfür durch die Deutsche Reichspost sogar Postbeamte bereitgestellt.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag gehört zum Abschlussprojekt der FAMI-Auszubildenden der Fachrichtung Archiv in Sachsen 2019, das dem Medienstandort Leipzig A – Z gewidmet war und hier kurz vorgestellt wird.

Leipziger Archive stellen sich vor: Das Archiv Bürgerbewegung Leipzig

Diana Stiehl und Saskia Paul

Am 9. Oktober 1989 gingen in Leipzig mehr als 70.000 Menschen auf die Straße und demonstrierten gegen die SED-Diktatur. Mit einer der größten Massendemonstrationen in der Geschichte der DDR am sogenannten „Tag der Entscheidung“ wurde nach 40 Jahren das Ende der SED-Herrschaft und der DDR eingeleitet. Einen Monat später fiel die Mauer und der Weg zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde frei. Diesem historisch bedeutsamen Ereignis gingen viele kleine Protesthandlungen voraus. Zahlreiche einmalige Zeugnisse von Opposition und Widerstand befinden sich heute im Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. (ABL).

Das ABL wurde am 5. Mai 1991 von ehemals aktiven Mitgliedern kirchlicher Basisgruppen und unterschiedlichen Oppositionsbewe­gungen der DDR gegründet. Grundlage des heutigen Archivs bildet die „Markusbib­liothek“, welche analog zur Berliner Umweltbibliothek im Herbst 1988 in Leipzig gegründet wurde. Die Leipziger Markusgemeinde mit Pfarrer Rolf-Michael Turek an der Spitze stellte ihre „Gemeindebibliothek“ als „Umweltbibliothek“ einige Stunden pro Woche zur Verfügung. Dort konnten die Publikationen der politisch alternativen Gruppen (Samisdat u.a.) eingesehen werden. Außerdem erhielten die Gruppen nach den Festnahmen am 11. September 1989 einen Raum mit einem Telefonanschluss in der Markusgemeinde. Gezielt wurden Unterlagen zu den Ereignissen im Herbst 1989 wie Flyer oder Augenzeugenberichte zusammengetragen.

Mitschrift des Kontakttelefons der Koordinierungsgruppe in der Markusgemeinde vom 18. September 1989

Seit der Vereinsgründung sammelt das Archiv die hinterlassenen Selbstzeugnisse der DDR-Opposition, der Bürgerbewegung und der in den Jahren 1989/1990 entstandenen Initiativen und Parteien, um diese zu sichern, dauerhaft aufzubewahren, zu erschließen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Der Archivbestand umfasst ca. 235 lfm und wird im Magazin des Archivs fachgerecht aufbewahrt. Daneben findet man im Archiv Samisdatschriften, Zeitschriften, tausende Fotos und Bücher, Zeitzeugeninterviews sowie Schriften von Aufarbeitungsinitiativen und wissenschaftliche Arbeiten.

Junge Demonstrantinnen entrollen am 4. September 1989 auf dem Nikolaikirchhof in Leipzig ein Transparent, welches von Mitarbeitern der Staatssicherheit heruntergerissen wird

Der Archivbestand und die Bibliothek dokumentieren u.a. Opposition und Widerstand in der DDR, die Chronik der Friedensgebete in Leipzig, die Repressionen durch das Ministerium für Staatssicherheit und staatliche Organe, die Ereignisse im Herbst 1989, den Aufbau demokratischer Strukturen ab 1990 sowie die Tätigkeit des Neuen Forums. Hinzu kommen vermehrt Unterlagen, welche die Erinnerungskultur und die Aufarbeitung der SED-Diktatur nach 1989/1990 betreffen. Das Archiv sammelt, bewahrt und erschließt nach archivalischen Grundsätzen Unterlagen, die sich mit Opposition und Widerstand speziell im ehemaligen Bezirk Leipzig, aber auch darüber hinaus, befassen.

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Abstracts zum Sächsischen Archivtag 2019: Wege in das Archivportal-D

Aktueller Stand der Datenlieferung und Perspektiven im Rahmen der neuen technischen DDB-Architektur

Aus technischer Sicht befand sich die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) seit 2016 im Umbruch – im Rahmen des Weiterentwicklungsprojekts „DDB 2017“ wurde die gesamte Ingestarchitektur überarbeitet, um die Probleme bei der Verarbeitung insbesondere großer Datenmengen in den Griff zu bekommen.

Als Folge dessen konnten in den letzten Jahren nur verhältnismäßig wenige Datenlieferungen in die DDB – und somit auch das Archivportal-D – eingespielt werden. Seit März dieses Jahres konnte der Ingest nun sukzessive wieder aufgenommen werden, so dass die große Menge ausstehender Daten-Ingests abgearbeitet werden kann.

Durch die – sowohl technischen als auch organisatorischen – Umbauten steht nun eine leistungsfähige Ingeststrecke zur Verfügung, so dass Daten nun deutlich schneller geladen werden können. Auch in der Vorverarbeitung der Datenlieferungen durch die Fachstelle wurde vieles automatisiert und verbessert, um schnell zu Ergebnissen kommen zu können.

In diesem Vortrag soll aufgezeigt werden, was sich in den letzten Jahren getan hat, wo die Probleme lagen und welche Perspektiven es bezüglich Ingest und Teilnahme gibt.

Oliver Götze
Landesarchiv Baden-Württemberg / DDB-Fachstelle Archiv

Sächsische Archive mit Findmitteln im Archivportal-D, Stand April 2019

FAMI-Abschlussprojekt 2019: G wie Graphisches Viertel

Als Graphisches Viertel bezeichnet man ein Stadtgebiet östlich der Leipziger Innenstadt. Der Name leitet sich von der großen Anzahl an Verlagen und anderer Einrichtungen des Buchgewerbes und -handels her, die hier vor allem Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Um das Jahr 1900 beherbergte das Leipziger Stadtgebiet fast 800 Verlage und Buchhandlungen, den größten Teil davon im Graphischen Viertel. Dazu kamen Druckereien, Buchbindereien, Musikalienhandlungen und Antiquariate.

Ab der Jahrhundertwende sank nach und nach die Zahl der Unternehmen. Später zerstörten die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs über 70 Prozent des Viertels. Mit Ende des Krieges und Gründung der DDR verließen viele Leipziger Verlage die Stadt gen Westen, von denen einige jedoch in den letzten Jahrzehnten wieder zurückkehrten, etwa die Musikverlage Edition Peters und Friedrich Hofmeister.

Ungeachtet all dieser Veränderungen hat das Viertel viel von seinem früheren Geist bewahrt. Folgt man dem Grimmaischen Steinweg östlich aus der Innenstadt, vorbei an Johannisplatz und Grassimuseum, entdeckt man an der Dresdner Straße bereits erste Hinweise auf die Vergangenheit der Gegend: Großer Brockhaus, Insel-, Klasing-, Reclam- oder Breitkopfstraße sind die Namen einiger Querstraßen, die auf ehemals hier angesiedelte Verlage und Druckereien hinweisen.

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Abstracts zum Sächsischen Archivtag 2019: Gemeinsame Normdatei (GND) und Archive – eine vielversprechende Liaison

Die Gemeinsame Normdatei (GND), ursprünglich im Bibliothekskontext entstanden, ist längt ein spartenübergreifendes Gemeinschaftsvorhaben. Dies resultiert aus den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und Vorteilen, die die Verwendung von Normdaten bzw. der GND mit sich bringen. Ob in Portalen oder BEACON-Dateien – GND-Identifikatoren sind als übergreifend etablierte Referenz und maschinenlesbare Information die Grundlage der inhaltlichen Vernetzung von Daten und zugleich die Eintrittskarte ins Semantic Web. Die gestiegene Bedeutung der GND lenkt aber auch einen Blick auf Probleme und noch bestehende Defizite dieses Großprojekts. Dazu gehören heterogene Datenqualität, Dubletten oder fehlende Einträge, gerade mit Blick auf archivische Bedürfnisse. Seit 2018 widmet sich dem Thema „Öffnung der GND“ ein DFG-Projekt mit dem Titel GND4C – GND für Kulturdaten. Weitere Sparten und Institutionen sollen aktiv und mit ihrer jeweiligen fachlichen Kompetenz in die Qualitätssicherung und den inhaltlichen Ausbau der GND einbezogen werden, diese aber auch institutionell-organisatorisch künftig mittragen. Die GND öffnet sich und so sind auch die Archive mit der Frage konfrontiert, ob sie – und wenn – wie und was sie konkret dazu beisteuern können.

Der Beitrag auf dem Archivtag wird neben den aktuellen Entwicklungen um die GND und das zugehörige DFG-Projekt darauf eingehen, weshalb Normdaten gerade auch für kleine Archiveinrichtungen ein wichtiges Handlungsfeld sein können und wie diese Daten effizient recherchiert und mit Erschließungsinformationen verknüpft werden können.

Daniel Fähle
Landesarchiv Baden-Württemberg

FAMI-Abschlussprojekt 2019: F wie Frauen in Leipzig

Im Kreis der Literaturwissenschaftler und sicher auch darüber hinaus bekannt sind „die Gottschedin“ und „die Neuberin“, die im Zeitalter der Aufklärung in Leipzig lebten und wirkten. Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713 – 1762) war nicht nur die Mitarbeiterin ihres berühmten Mannes Johann Christoph Gottsched, sondern trat auch mit eigenen Zeitschriftenbeiträgen, Lyrik und Dramen sowie Übersetzungen und Bearbeitungen hervor. Die Theaterreformerin und Schauspielerin Friederike Caroline Neuber (1697 – 1760) betrieb von 1727 – 1733 ein feststehendes Theater im Haus Großer Blumberg am Brühl.

Louise Otto-Peters (1819-1895) war eine Schriftstellerin des 19. Jahrhunderts und eine der ersten wichtigen Figuren der deutschen Frauenbewegung. Sie war unter anderem Herausgeberin der „Frauen-Zeitung“ und der „Mitteldeutschen Volkszeitung“ sowie Mitbegründerin des Leipziger Frauenbildungsvereins und des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins. Sie starb 1895 in Leipzig. Ein Denkmal, eine Gedenktafel in der Kreuzstraße, eine nach ihr benannte Allee sowie ein Platz erinnern an sie. Die Louise-Otto-Peters-Gesellschaft betreibt ein Archiv im Gerichtsweg, das Material zu ihrer Person sammelt, aber auch die von ihr herausgegebenen Zeitungen.

Die Frauenrechtlerin und Sozialdemokratin Clara Zetkin (1857-1933) lebte von 1872 bis 1882 in Leipzig. Unter anderem trat sie hier der Sozialistischen Arbeiterpartei bei. Einer der beliebtesten Parks in Leipzig und eine Straße im Westen der Stadt tragen heute ihren Namen.

Auch die sächsische Schriftstellerin und Dichterin Lene Voigt (1891-1962) verbrachte große Teile ihres Lebens in Leipzig. Ihre Werke wie die „Säk’schen Balladen“ und die „Säk’schen Glassigger“ bedienten sich sächsischer Mundart als Stilmittel. Zu Zeiten der Weimarer Republik veröffentlichte sie unter anderem in sozialdemokratischen und kommunistischen Zeitschriften. Diese Ausrichtung brachte ihr später im Nationalsozialismus zwar kein totales Berufsverbot, ihre Werke durften aber seit 1936 nicht mehr publiziert werden. Heutzutage ist sie vor allem als sächsische Mundartdichterin bekannt und beliebt. Und auch sie wurde Namenspatin für eine Straße und einen Leipziger Park.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag gehört zum Abschlussprojekt der FAMI-Auszubildenden der Fachrichtung Archiv in Sachsen 2019, das dem Medienstandort Leipzig A – Z gewidmet war und hier kurz vorgestellt wird.

FAMI-Abschlussprojekt 2019: C wie Connewitzer Verlagsbuchhandlung

Die Connewitzer Verlagsbuchhandlung ist eine Leipziger Sortimentsbuchhandlung mit einem eher anspruchsvollen literarischen Profil in den Bereichen Belletristik, Zeitgeschichte, Kunst und Geisteswissenschaften. Zugleich ist die Buchhandlung aber auch als Verlag tätig, wie der Name bereits verrät. 1990 im Stadtteil Connewitz von Peter Hinke gegründet, brachte sie als erstes verlegerisches Produkt die erste Ausgabe des „Connewitzer Kreuzers“ heraus, dessen Nachfolger, das Leipziger Stadtmagazin „Kreuzer“, bis heute erscheint.

Zunächst spezialisierte sich die Buchhandlung vor allem auf Literatur, die in Leipzig vor der Wende nicht zugänglich war. Seit dem Umzug 1995 ist die 200 m² große Buchhandlung in der Innenstadt in Speck‘s Hof zu finden.

Foto: Fiona Brückner

Auf zwei mit Holz verkleideten Etagen kann man hier völlig in der Welt der Literatur versinken. Die Buchhandlung ist die einzige inhabergeführte Buchhandlung in der Leipziger Innenstadt. 2005 eröffnete in der Südvorstadt, im Peterssteinweg 7, als kleiner Ableger die Buchhandlung „Wörtersee“. Außer Büchern kann man hier auch Kunst erwerben.

Bei der Wahl seiner Autoren sowie der Produktion der Bücher legt der Verlag besonders großen Wert auf Lokalität, d.h. gebunden, gedruckt und gestaltet werden die Bücher bevorzugt in Leipzig. Seit seiner Gründung wurden etwa 200 Bücher im Verlag veröffentlicht.

Neben den verlagseigenen Publikationen verfügt die Connewitzer Verlagsbuchhandlung als weitere Besonderheit auch über ein umfangreiches Angebot an Büchern aus 56 unabhängigen Verlagen. Außerdem hält sie ein umfangreiches Sortiment an englischsprachiger Literatur bereit.

Die Buchhandlung wurde bereits dreimal als hervorragende Buchhandlung mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet. Wer literarische und kulturelle Anregungen sucht, dem sei der Internetauftritt der Buchhandlung empfohlen. Neben anstehenden Veranstaltungen und Neuerscheinungen findet man in der Rubrik „Buchorte“ persönliche Entdeckungen der Mitarbeiter.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag gehört zum Abschlussprojekt der FAMI-Auszubildenden der Fachrichtung Archiv in Sachsen 2019, das dem Medienstandort Leipzig A – Z gewidmet war und hier kurz vorgestellt wird.

FAMI-Abschlussprojekt 2019: B wie Breitkopf & Härtel

Breitkopf & Härtel, der älteste Musikverlag der Welt, wurde 1719 in Leipzig gegründet. Das unter Kulturgutschutz stehende Verlagsarchiv liegt weitgehend im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig und beinhaltet vor allem Korrespondenzen ab dem Jahr 1896 sowie Briefkopierbücher aus dem Zeitraum von 1818 bis 1910. Der Hauptsitz des Verlages befindet sich seit 1945 in Wiesbaden, doch seit dem Jahr 2017 gibt es auch in Leipzig wieder eine Niederlassung.

Briefkopierbücher von Breitkopf & Härtel im Staatsarchiv Leipzig

Das rot-weiße Logo mit dem Bären dürfte Musikern, Musikwissenschaftlern und Musikinteressierten vertraut sein. Weniger bekannt ist jedoch, wie der Verlag zum Bären in seinem Logo kam: Das Tier erinnert an den Gasthof „Goldener Bär“, den der Verlag 1732 als verfallenes Gebäude kaufte und als Verlagsgebäude ausbaute. Auch das Schild dieses Gasthofes zierte ein Bär.

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Leipziger Archive stellen sich vor: Das Gewandhausarchiv

Aufgaben und Sachgebiete im Überblick
  • Aktenregistratur
  • Bibliothek
  • Fotothek und -archiv
  • Historisches Archiv
  • Konzertdokumentation
  • Mediathek
  • Nachlässe und Sondersammlungen
  • Pressedokumentation und -archiv
  • Redaktion Gewandhaus-Magazin
Das historische Archiv

Bei einem Orchester, das sich auf eine über 275-jährige Geschichte beruft, sollte man zu Recht ein Archiv vermuten dürfen, dessen Anblick jedes Historikerherz höher schlagen ließe. Aber dieses Archiv gibt es nicht. Der naheliegende Verweis auf »Kriegsverluste« wäre jedoch nur die halbe Wahrheit. Denn ein umfassendes Gewandhausarchiv hat nie existiert.

Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein waren Gewandhaus und Gewandhausorchester zwei eigenständige Institute. Sie entwickelten sich zwar aus einer gemeinsamen Wurzel, der Gründung des »Großen Concerts« im Jahre 1743, gingen dann aber verschiedene Wege. Die Gewandhaus-Konzertdirektion war Veranstalter der Konzerte im Gewandhaus; das Gewandhausorchester etablierte sich durch den Dienst in Theater, Konzert und den städtischen Hauptkirchen als Stadtorchester.

Die Gewandhaus-Konzertdirektion führte ihr Archiv, das Orchester führte sein Archiv. Dieses orchestereigene Archiv, körperlich angesiedelt im Leipziger Neuen Theater, verbrannte in dem 1943 von Bomben völlig zerstörten Haus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Stadt- und Gewandhausorchester zunächst dem städtischen Kulturamt unterstellt, bis es in den 1950er Jahren der neu gegründeten Institution »Gewandhaus zu Leipzig« zugeordnet wurde.

Entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen der DDR durfte das Gewandhaus zu Leipzig als eine nachgeordnete städtische Einrichtung nur ein sogenanntes Verwaltungsarchiv im Sinne einer Zwischenregistratur führen. Alle Archivalien mussten an das übergeordnete Stadtarchiv abgeführt werden. So sind Anfang der 1960er Jahre große Teile des einstigen Direktionsarchivs an das Stadtarchiv abgegeben worden. Darunter befanden sich zahlreiche Briefe – beispielsweise von und an Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy – und vollständige Orchestermateriale, also jeweils Partituren samt Stimmensatz.Weiterlesen

FAMI-Abschlussprojekt 2019: A wie Archiv

In Leipzig gibt es über 20 Archive oder archivalische Sammlungen. Eine kleine Auswahl davon soll an dieser Stelle kurz vorgestellt werden.

Das Tanzarchiv wurde 1957 von Kurt Petermann gegründet und ist seit 2011 Teil der Universitätsbibliothek. Gegliedert in eine Fachbibliothek und eine archivalische Sammlung, beherbergt es ca. 10.000 Medien. Ein Teil der Bestände ist bereits in einer Datenbank erschlossen und kann in den Räumen der Universitätsbibliothek eingesehen werden.

Ein weiteres Archiv in Leipzig / Foto: Fiona Brückner

Das Geographische Archiv des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) verfügt über die größte Sammlung geographiehistorisch bedeutsamer Materialien im deutschsprachigen Raum. Dazu zählen über 200 Nachlässe von Geographen, Forschungsreisenden und Institutionen. Das IfL ist auch mit 1.300 Fotos beteiligt am digitalen Porträtarchiv DigiPortA, das von neun Archiven der Leibniz-Gemeinschaft zwischen 2012 und 2015 aufgebaut wurde und unter http://www.digiporta.net zur Verfügung steht. Die meisten der vom IfL beigesteuerten Bilder stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert und zeigen Geographen auf Exkursionen, Forschungsreisen oder bei Feldforschungen.

Der Verein Archiv Bürgerbewegung e.V. wurde 1991 gegründet, nachdem bereits 1990 erste Schritte von Uwe Schwabe, einem Aktivisten der Leipziger Opposition, und Klaus Roewer, der zu Forschungsarbeiten nach Leipzig gekommen war, unternommen worden waren. Das Archiv befindet sich heute im Haus der Demokratie, wo aktuell ein Bestand von ca. 220 lfm aufbewahrt wird, der Unterlagen der Bürgerbewegungen, der DDR-Opposition und von kirchlichen Basisgruppen sowie von Zeitzeugen übergebene persönliche Unterlagen und Sammlungen umfasst.

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