Erschließung – regelkonform vs. populär?

Bericht zum Vortrag von Anja Moschke, Bautzen

Anja Moschke ist seit 2001 als Archivarin für das Staatsfilialarchiv (StFilA) im Archivverbund Bautzen tätig. Eine regionale Zeitung bezeichnete sie deshalb vor geraumer Zeit als „Herrin über das Gedächtnis der Oberlausitz“. Ihre archivischen Tätigkeiten umfassen das breite Spektrum der Archivarbeit: von der Übernahme über die Erschließung, Anfragenbearbeitung und Öffentlichkeitsarbeit bis zur Ausbildung des archivischen Nachwuchses.

In ihrem Erfahrungsbericht brachte Moschke zunächst den Archivtagsteilnehmern die geographische und geschichtliche Einordnung des Archivsprengels sowie die Archivgeschichte und strukturelle Einbindung näher. Das Staatsfilialarchiv verwahrt mit seiner geringen Stellenausstattung u. a. ca. 3.000 lfm Akten, 1.600 Urkunden, 7.000 Karten und Pläne und 7.900 Fotos, betreut pro Jahr durchschnittlich 166 Benutzer und erteilt 171 Auskünfte. Der Erschließungsstand des Gesamtbestandes betrug 2018 stolze 92 % benutzbares Archivgut; davon waren 73 % elektronisch erfasst und wiederum davon bereits 85 % über SAX.Archiv online recherchierbar.

Ausschnitt aus der Webpräsenz des Staatsfilialarchivs

Erschließungsleistungen werden im Staatsfilialarchiv Bautzen auch durch Drittkräfte geleistet: Moschke hob hierbei einerseits die zwingend notwendige Kontrolle hervor und benannte andererseits auch die fehlende Modernisierung der Verzeichnungsangaben durch Übernahme alter Erschließungsdaten (Retrokonversion) als Problem. Nur im Rahmen der Anfragenbearbeitung und Benutzung kann ggf. eine Korrektur oder Ergänzung vorgenommen werden. Geschehen ist dies beispielsweise bei der Beantwortung von Anfragen zu jüdischem Eigentum, in deren Folge entsprechende Angaben nachgetragen wurden. Möglichkeiten des erweiterten Personaleinsatzes für Erschließungsarbeiten fand das StFilA u.a. bei FAMI-Praktikanten, Archivinspektorenanwärtern und durch Externe mittels Werk- oder Kooperationsverträgen.

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Wenn Akten auffindbar werden – archivische Erschließung aus Sicht eines Nutzers

Bericht zum Vortrag von Lars Thiele, Dresden

Der seit 2015 als Recherchedienstleister vor allem in sächsischen Archiven tätige Historiker Lars Thiele ermöglichte den Teilnehmern des Archivtages einen Blick auf die Recherchemöglichkeiten in Archiven aus Nutzerperspektive.

Mit der Bemerkung, er sei „kein stiller Nutzer“, startete Lars Thiele in sein Referat. Er beschränkt sich bei seiner Tätigkeit nicht nur auf Online-Recherchen, sondern ruft auch in den Archiven an, lässt sich zum zuständigen Bearbeiter durchstellen und fragt nach Findbüchern. Vor Ort lässt er sich diese erklären, macht im Rahmen der Benutzung auch auf Unstimmigkeiten in Findmitteln aufmerksam und sucht das Gespräch mit den Mitarbeitern zu einzelnen Beständen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse vermittelt er an andere Nutzer weiter und unterstützt diese bei ihren Recherchen.

Blick in den Veranstaltungssaal, Foto: Regine Bartholdt / Sächsisches Staatsarchiv

Aus den in seiner bisherigen Tätigkeit gemachten Erfahrungen mit Laienforschern konstruierte Lars Thiele den fiktiven Archivnutzer Heinz Wilfried Schmidt, einen siebzigjährigen Familienforscher, der bereits während seines Berufslebens als Ingenieur für Maschinenbau aktiv in Archiven forschte, viele Quellen und ergänzende Literatur gelesen hat, der strukturiert, aber nur mit bekannten Beständen arbeitet und dabei häufig die Quellendokumentation vergisst. Sicher ein klischeehaftes Bild, das den Zuhörenden aber doch bekannt zu sein schien. Für Herrn Schmidt gilt: „Was nicht findbar ist, ist nicht nutzbar.“

An dieser Stelle empfahl Lars Thiele Archivnutzern, sich mit der Tektonik der Archive und Bestandsstrukturen zu beschäftigen, sich zu trauen, dem Archivpersonal Fragen zu stellen. Dieses gibt in der Regel gerne Auskunft und Erläuterungen – vor allem, wenn für einen Bestand eben noch kein aktuelles Findbuch zur Verfügung steht, sondern mit Abgabelisten oder alten Findmitteln gearbeitet werden muss, weil eine sachgerechte Erschließung bisher noch nicht möglich war.

Anschließend nahm der Referent eine Einteilung der Archive in drei Kategorien vor:

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Von OVG zu RiC – Eine „kopernikanische Wende“ in der archivischen Erschließung?

Bericht zum Vortrag von Prof. Dr. Michael Scholz, Potsdam
23. Sächsischer Archivtag Leipzig, Prof. Dr. Michael Scholz bei seinem Vortrag, Foto: Stephan Luther

„Erschließung im 21. Jahrhundert wird noch mehr als bislang nicht nur archivische Kernaufgabe, sondern die strategische Schlüsselfunktion sein, wenn Archive als bewahrenswerte Einrichtungen ihre Stellung behaupten wollen.“ Mit dieser Aussage von Nils Brübach aus dessen Vortrag beim Brandenburgischen Archivtag von 2014 leitete Scholz seinen Vortrag ein. Fünf Jahre später scheint die Erschließung als Schlüsselfunktion gerade in kleineren Archiven noch weit von der Realität entfernt zu sein. Aktuell sind im Archivportal-D immerhin 119 sächsische Archive vertreten (Sächsische Archive im Archivportal-D), bei der Anzeige, welche von diesen mit Findmitteln vertreten sind, bleiben aber nur noch 10 Archive übrig (Sächsische Archive im Archivportal-D mit Findmitteln).

In Brandenburg sieht die Situation ähnlich aus. Die Gründe sieht Scholz zum einen in den technischen Problemen, die das Archivportal in der Vergangenheit beim Dateningest hatte, aber auch und vor allem in arbeitsökonomischen Gründen in den kleineren Archiven sowie in der Qualität der Erschließung.Weiterlesen

Offene Archive. Demokratie. Digitale Transformation

Schlaglichter auf die Grußworte zum 23. Sächsischen Archivtag

Grußworte sind eine manchmal belächelte Form der Rede. Dabei ist ein Grußwort – eine kurze Rede, die grüßend eine Zielgruppe direkt anspricht – ein guter Anlass, sich mit den Anliegen der Zielgruppe (hier: Archivarinnen und Archivare v. a. aus Sachsen) auseinanderzusetzen und eigene Impulse zu geben. Herrn Prof. Dr. Günther Schneider, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium des Innern, gelang dies auf bemerkenswerte Weise. Einleitend rekurrierte er auf eigene berufliche Erfahrungen als Richter u. a. auf den Gebieten der Kriegsopferversorgung und der Überleitung des DDR-Rentenrechts. Dabei sei ihm eindrücklich bewusst geworden, wie wichtig die Arbeit der Archive sei. Es sei ihm daher auch ein persönliches Anliegen, einfach mal Danke zu sagen für das, was in den Archiven geleistet werde. Archive seien von besonderer und herausragender Bedeutung, wichtig für die Demokratie; sie stünden – gerade angesichts heutiger Herausforderungen – für die Arbeit an Tatsachen.

Schneider dankte angesichts der digitalen Herausforderungen besonders dem Sächsischen Staatsarchiv unter seiner Direktorin Dr. Andrea Wettmann für die gute Zusammenarbeit. Als Stichworte für die digitale Transformation im Freistaat Sachsen nannte er u. a. die Digitalstrategie, den Masterplan »Digitale Verwaltung Sachsen«, die IT-Sicherheit. Das Sächsische Staatsarchiv habe in den vergangenen beiden Jahren mit der Digitalisierung großer Mengen von Archivgut hervorragende Arbeit geleistet. Hinsichtlich der Sachmittel sei man gut aufgestellt, allerdings müsse [hier merkte die Berichterstatterin – dienstlich im Sächsischen Staatsarchiv tätig – besonders auf] die personelle Untersetzung noch generiert werden.

Einen bemerkenswerten Akzent setzte der Staatssekretär dann gegen Ende seines persönlichen und pointierten Grußwortes mit Blick auf die sächsischen Archive: Der Staat müsse hier auch Angebote an die kommunale Ebene unterbreiten. Als Beispiel nannte Schneider die Allianz Sichere Sächsische Kommunen (ASSKomm). Angesichts der mangelnden Archivberatung in Sachsen ist diese Akzentsetzung von großem Interesse auch für die Arbeit des Landesverbandes Sachsen im VdA.

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Was wichtiges tun. Im Landesverband Sachsen im VdA

Am 16. Mai 2019 nutzte der Vorstand des Landesverbandes Sachsen im VdA unter seiner Vorsitzenden Grit Richter-Laugwitz (Archivverbund Bautzen) die Gelegenheit des Sächsischen Archivtags in Leipzig für eine Versammlung der Mitglieder des Landesverbandes. Aus dieser Mitgliederversammlung soll hier kurz und auszugsweise berichtet werden: Für Mitglieder, die nicht teilnehmen konnten, und für Archivarinnen und Archivare, die (noch?) nicht Mitglied im VdA sind.

Aus dem Bericht über die Aktivitäten 2017 – 2019: Der Vorstand hat in dieser Zeit achtmal getagt, die Themen der Vorstandstätigkeit können auf unserer Website nachvollzogen werden.

Der LV organisierte in dieser Zeit drei Workshops und wurde dabei von Archiven vor Ort unterstützt: den Workshop „Kommunale Entgeltordnung“ im Oktober 2017 (Dank an das Stadtarchiv Chemnitz für die Unterstützung!), den Workshop „Notfall Wasser“ im April 2018 im Archivzentrum Wermsdorf (Dank an das Sächsische Staatsarchiv!) und den Workshop „Selbstorganisation im Archivalltag“ im August 2018 (Dank an das Stadtarchiv Eilenburg!).

Die Vorbereitungen für den Workshop „Effiziente Öffentlichkeitsarbeit in kleinen und mittleren Archiven“ am 16. September 2019 in Freiberg sind im Gange (Dank schon jetzt an das dortige Stadtarchiv!).

Im Dezember 2018 organisierten wir eine spartenübergreifende Besprechung der sächsischen FAMI-Ausbildungsbetriebe in der Fachrichtung Archiv (wiederum Dank an das Sächsische Staatsarchiv!).

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Zwischeninformation zum Sächsischen Archivtagsblog

Morgen und übermorgen findet der Sächsische Archivtag in Leipzig statt. Wir (der Vorstand des Landesverbandes Sachsen im VdA) und die im Ortskomitee in Leipzig aktiven Kolleginnen und Kollegen haben viel Arbeit in die Vorbereitung investiert und freuen uns jetzt auf zwei interessante und lebendige Tage.

Vor zwei Jahren hatten wir den Anspruch, möglichst „live“ vom Archivtag zu bloggen. Das führte dazu, dass die BloggerInnen vieles vom Archivtag gar nicht selbst verfolgen konnten. Bei einem Archivtag trifft man sich aber, um daran teilzunehmen und sich persönlich auszutauschen. Daher: Diesen Anspruch haben wir diesmal nicht. Ob ein Beitrag zwei / drei Tage früher oder später erscheint, scheint uns nicht so wichtig. Unser Ziel ist es aber, alle Beiträge über den Archivtag bis zum Ende der nächsten Woche online zu stellen.

Unterstützt werden wir von Stephan Luther (Universitätsarchiv Chemnitz, Mitglied im Gesamtvorstand des VdA) sowie den Archivarinnen aus dem Sächsischen Staatsarchiv Katrin Heil und Doreen Wustig (Abteilung Staatsarchiv Leipzig) und Anne Warsönke (Abteilung Hauptstaatsarchiv Dresden). Der VdA-LV Sachsen dankt allen Vieren und dem Sächsischen Staatsarchiv für diese Unterstützung!

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Archivtag und daran Interessierte sind natürlich herzlich eingeladen, den Twitter-Hashtag #SächsArchivtag aktiv oder passiv zu nutzen.

Leipziger Archive stellen sich vor: Das Stadtarchiv Leipzig

Das Stadtarchiv Leipzig gehört mit rund 12.500 lfm Akten, Geschäftsbüchern, Zeitungen und Druckschriften, 4.000 Urkunden, mehr als 90.000 Karten und Plänen sowie 350.000 Fotografien und Ansichtspostkarten zu den größten kommunalen Archiven in Deutschland. Es ist zuständig für die archivalische Überlieferung aus der Tätigkeit der Stadtverwaltung Leipzig, der städtischen Einrichtungen, der unter kommunaler Verwaltung stehenden Stiftungen sowie der städtischen Eigenbetriebe und Mehrheitsbeteiligungen.

Lebenszyklus von Unterlagen der anbietungspflichtigen Stellen

Wie alle Archive hat es die Aufgabe, das Archivgut zu übernehmen, auf Dauer zu verwahren, zu erschließen sowie für die Auswertung und Nutzung zur Verfügung zu stellen. Es wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie heimatgeschichtlich Interessierten für ihre Forschungen, von der Stadtverwaltung zur Lösung ihrer Aufgaben sowie von den Bürgerinnen und Bürgern zur Wahrung ihrer persönlichen Rechte genutzt. Außerdem nehmen es Genealoginnen und Genealogen, freiberuflich Tätige, wie Architektinnen und Rechtsanwälte, oder Mitarbeiterinnen der Medien in Anspruch.

Entwurf für den Umbau zum Stadtarchiv aus der Wettbewerbsphase

Das Stadtarchiv Leipzig bezieht derzeit einen rekonstruierten Teil des Leipziger Achilleion auf der Alten Messe. Die beeindruckende Ausstellungshalle wurde 1923/24  errichtet und ist u.a. als Sportpalast sowie später als Sowjetischer Pavillon bekannt geworden. Für die Benutzerinnen und Benutzer werden am neuen Standort 36 Arbeitsplätze und eine Spezialbibliothek zur Verfügung stehen.

Das Stadtarchiv Leipzig verwahrt einen bedeutenden Teil der Quellen zur Stadtgeschichte und schafft durch deren archivwissenschaftliche Erschließung die Voraussetzung für die Nutzung.

Die Bestände des Stadtarchivs (Auswahl)

Kommunales Archivgut

  • Urkunden (Empfängerdepot)  1097 – 1854 (1907)
  • Stadtverwaltung 13. – 21. Jahrhundert
  • Städtische Betriebe und Einrichtungen
  • Stadtverordnete 1830 – 1935
  • Runder Tisch der Stadt Leipzig 1989 – 1990
  • Gemeindeverwaltungen der 1889 – 2000 eingemeindeten Orte
Urkunde über die Stadtrechtsverleihung 1156-1170. Der sogenannte Stadtbrief wurde um 1215 ausgestellt.

 

Nichtkommunales Archivgut

  • Handwerkerinnungen ab 1380
  • Gesellschaften und Vereine  ab 1623
  • Nachlässe ab 1721

 

 

Eine Übersicht über die Bestände und die im Archivportal-D vorhandenen Daten und Digitalisate des Stadtarchivs Leipzig ist unter www.leipzig.de/stadtarchiv einzusehen.

 

 

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Umfrage zur Erschließung: Archivare und Archivarinnen aufgewacht?

Jährliche Erschließungsleistung. Erschließungsrückstände. Zeit für Erschließung. Wie klar können Fortschritte und Defizite benannt werden?

Auf unsere Frage „Welche Kennziffern zu Aspekten der Erschließung erfassen Sie regelmäßig (mind. jährlich)?“ antworteten 71 Archive; Mehrfachnennungen waren möglich. Das Ergebnis:

  • 38 (54%): keine
  • 22 (31%): Stand der Erschließung bezogen auf den Gesamtbestand (in lfm)
  • 11 (16%): Veränderung des Erschließungszustands bezogen auf einen Zeitraum
  • 19 (27%): Zahl der digital erfassten/recherchierbaren Verzeichnungseinheiten
  • 12 (17%): Zahl der online recherchierbaren Verzeichnungseinheiten
  • 3 (4 %): für Erschließungsaufgaben verwendete Arbeitszeiten (in Tagen)

Vor nunmehr 15 Jahren erschien im „Archivar“ der Beitrag des Unternehmensberaters Gerd Schneider „Archivare aufgewacht! Anmerkungen eines Externen zur gegenwärtigen Situation im deutschen Archivwesen“. Er stellte damals fest, „dass Archive fachlich vor sehr grundsätzlichen Problemen stehen, deren Lösung erhebliche Investitionen erfordert […] Die Stichworte Verzeichnungsrückstände, Konservierung, Restaurierung, Unterbringung und elektronische Archivierung belegen dies hinreichend.“ Und Schneider weiter: Die „konsequente Verbindung aller archivfachlichen Fragestellungen mit betriebswirtschaftlichen Sichtweisen und Lösungsansätzen [ist] unabdingbar. Erst wenn es Ihnen gelingt, Ihre Probleme fachlich und betriebswirtschaftlich aufzuarbeiten, sie in die Sprache der Politik und der Finanzressorts zu übersetzen, selbst in betriebswirtschaftlichen Kategorien zu denken und Lösungen zu erarbeiten, wird es möglich sein, Ihre gravierenden Probleme gemeinsam mit Ihren Trägern zu lösen.“

Sind wir auf dem Weg dahin?

Abstracts zum Sächsischen Archivtag 2019: Außer Dienst – Ehrenamtsprojekte im Berliner Wirtschaftsarchiv

Die Mitarbeit Ehrenamtlicher in Archiven und Einbindung in das Portfolio der archivischen Aufgaben sind Teil des alltäglichen Archivmanagements. An Beispielen aus der Arbeit des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs zeigt sich, dass nicht bezahlte Ehrenamtsarbeit nicht kostenlos ist, aber auch keinesfalls umsonst. Während viele Archive bereits über angeschlossene Heimat- oder Geschichtsvereine verfügen, aus denen sich ehrenamtliche Helfer rekrutieren lassen, steht am Anfang der Berliner Projekte zunächst die Herausforderung, überhaupt Interessierte zu erreichen. Dies gelingt am besten, wenn das Projekt klar definiert ist und Erwartungen von Archiv und Ehrenamtlichen berücksichtigt werden – durchaus im Sinne eines Austauschs. Dann stellt sich ein Mehrfachnutzen ein, wenn nämlich die Aufgaben für Ehrenamtliche gut geplant, die Stärken und Schwächen ermittelt und die Ergebnisse auch für die Öffentlichkeitsarbeit des Archivs genutzt werden können.

Björn Berghausen
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv

Urheber: Thomas Platow/LAB

 

Umfrage zur Erschließung: Defizite? Vor allem eins.

Neben kleinen und großen Fortschritten in den sächsischen Archiven gibt es allerdings auch gravierende Defizite. Auf unsere Frage „Wo sehen Sie das größte Defizit oder den größten Handlungsbedarf mit Blick auf die Erschließung in Ihrem Archiv?“ antworteten 49 der 75 an unserer Umfrage teilnehmenden Archive. Hier ein ausführlicher Auszug, der Redundanzen nicht vermeidet:

  • kein Personal, welches sich nur um das Archiv kümmert
  • Personalmangel
  • mangelndes Interesse der kleinen und großen Politik am Zustand in den Archiven
  • Abbau von Erschließungsrückständen, insbesondere von Wirtschaftsarchivgut; Erschließung von Großbeständen; Durchführung von Erschließungsvorhaben als standortübergreifende Projekte; die eigenen Fachkräfte sollten mehr Zeit für fachlich anspruchsvolle Erschließungsarbeiten haben; die Erschließung müsste sich noch stärker am Bedarf der Benutzer orientieren.
  • Erschließung kontinuierlich weiter ermöglichen angesichts Personalressourcen und umfangreicher anderer Aufgaben
  • Personalressourcen
  • Es fehlt bislang eine geeignete Software, möchte ungern Provisorien wie Excel-Tabellen weiter pflegen.
  • bei fehlendem Personal, da man als Ein-Mann-Archiv kaum Zeit zum Erschließen hat
  • Qualifiziertes und ausreichend Personal fehlt bzw. es wird vom Archivträger zumeist nur das Archiv unter Gesichtspunkt Benutzung betrachtet; die dazu grundlegende Voraussetzung Erschließung mit ihrem enormen Aufwand wird ständig nach hinten verschoben.
  • im Verlaufe der Jahre verschärfte rechtliche Belange, v.a. Datenschutz, verlangen zudem eine Überarbeitung vorhandener Erschließungsergebnisse, die nur punktuell geleistet werden kann.
  • Insgesamt gibt es zu wenig eindeutig definierte Kennzahlen für Erschließung (auch für andere Aufgaben), die gegenüber dem Archivträger den Personalbedarf besser begründen würden. Das Archivgesetz bietet hier keinerlei Hilfe.
  • elektronische Erschließung
  • Tiefenerschließung
  • Personalmangel
  • Aufbereitung durch die abgebenden Stellen
  • Mehr Fachpersonal
  • Die täglichen administrativen Tätigkeiten (Tagesgeschäft) und eine Flut von Nutzungswünschen nehmen 80 bis 90 Prozent der zeitlichen Kapazität ein, so dass für Bestandserschließung und Bestandspflege, die den Nutzungen zugute käme, kaum Zeit bleibt.
  • In den nächsten zwei Jahren muss die Erschließung des Archivgutes der DDR-Zeit zum Abschluss gebracht werden, weil dann die Übernahme bzw. Erschließung des seit 1990 entstandenen und als archivwürdig eingestuften Schriftgutes der Stadtverwaltung zu erfolgen hat. Auch steht noch die Bewertung und Erschließung des Schriftgutes der nach 1990 eingemeindeten Ortschaften aus.
  • Personal, Zeit
  • Einführung der Digitalisierung mit mehr Personal
  • Fehlende Software (Faust, Augias …)
  • Fehlen eines ausgebildeten Mitarbeiters mit EDV-Kenntnissen insbesondere auch im Hinblick auf künftig anstehende digitale Übernahmen.
  • Personelle Engpässe, wodurch angesichts des Tagesgeschäft für Erschließung zu wenig Zeit bleibt
  • Wir brauchen eine professionelle Beratung und Betreuung.
  • fehlende Software, fehlendes Personal
  • Es muss überhaupt erst mal erschlossen werden
  • Großer Handlungsbedarf besteht bei der einfachen Erschließung bei gleichzeitiger Bewertung und Kartonierung.
  • Den größten Handlungsbedarf sehe ich in der Erschließung und digitalen Bereitstellung für die Benutzer.
  • Digitalisierung ausgewählter (wichtiger) Bestände; komplette Verzeichnung aller Bestände in der Archivsoftware (Rückstände bei den SBZ(/ DDR-Beständen); Teilnahme am Archivportal D einschl. Schaffung der Voraussetzungen
  • das größte Problem zur Bearbeitung ist das fehlende Personal.
  • Personalmangel, begrenzte Magazinkapazität
  • Erschließung des vorhandenen umfangreichen analogen Bildmaterials.
  • Erschließungsrückstau durch Personalmangel, der auch noch immer größer wird
  • Nur eine Retrokonversion analoger Findbücher scheint nicht ausreichend, da Aktentitel oft ungenau sind. Für eine bessere Recherche / Nutzung wäre eine tiefergreifende Verzeichnung notwendig.
  • nutzbare Bestandserschließung
  • Zeitmangel, Personalmangel (ausgebildetes Personal)
  • Personalstand
  • Aufarbeitung der Erschließungsrückstände.- weitere Retrokonversion der Findmittel.- Redaktionelle Überarbeitung der AUGIAS-Daten für Erstellung Findbücher und für Einstellen der Findmittel ins Internet.
  • Personal- und Zeitmangel (letzteres durch zu viele Verwaltungsaufgaben); zu wenig Anerkennung dieser wichtigen Archivaufgabe durch die Archivträger
  • Übernahme von großen Datenmengen aus Schriftgutverwaltungs- und Fachprogrammen
  • Personalmangel

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